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Woher stammt der Begriff Klangregie?
Der Begriff Klangregie stammt ursprünglich eigentlich aus dem Bereich der Neuen Musik, die das Tonmischpult als gleichberechtigtes musikalisches Instrument begreift. In dieser Vorstellung wird der Tontechniker also selbst unweigerlich zum musikalischen Künstler, der bei Konzerten mit seinen technischen Mitteln einen Beitrag zum Gesamtkunstwerk leistet. Dabei ist musikalisches Wissen und genaue Kenntnisse der Partitur ebenso gefragt, wie rein technisches Know-how.
Der künstlerische Aspekt der Klangregie
Vielleicht fragen Sie sich, lieber Leser jetzt, warum ich gerade den Begriff „Klangregie“ als passendsten Begriff für die Beschreibung meiner Arbeit wählte – schließlich geht es bei meiner Arbeit ja nicht nur um Neue Musik? Persönlich vertrete ich jedoch immer den Anspruch, die Tontechnik als eigenes Instrument und damit als Teil des künstlerischen Gesamtkunstwerkes zu betrachten: So sollten die tontechnischen Mittel aus meiner Sicht immer auch inhaltsbezogen angewandt werden. In der Praxis versuche ich also bei einem neuen Projekt zunächst zu verstehen, was genau der Kern eines Musikstückes oder Textes ist, um den angestrebten Sinn auch tontechnisch bestmöglich für den Zuhörer zu transportieren. Erst wenn dieser Anspruch erfüllt ist, bin ich als Tontechniker in der Lage sinnvoll und gut mit den richtigen Maßnahmen und Entscheidungen an einem Werk mitzuwirken.
Zusammenwirken von Raumakustik, Klangkörper und Klangregie
Erst nachdem ich den Kern eines Werks verstanden habe, geht es an die Realisierung. Hier beginnt für mich alles mit der Akustik des Aufnahmeraumes und der Schallquelle, also dem Instrument oder der Stimme. Betrachtet man den Raum als Resonanzkörper und damit als wichtigen Teil eines Instruments, so wird klar, dass man, ähnlich wie bei der Mikrofonierung, auch die Position eines Instrumentes selbst im Raum sorgfältig abwägen sollte. Es sollte also zunächst nach der optimalen Position für das Instrument im Raum gesucht werden. In einem unbekannten Raum würde ich bestenfalls den Instrumentalisten Spielen lassen und dabei aufmerksam der akustischen Entfaltung im Raum lauschen. Denn es gibt in jedem Raum Eigenresonanzen – sogenannte „Raummoden“- die durch die Auswirkungen der Reflexionen von den begrenzenden Flächen entstehen. Dies führt unweigerlich im Raum zu Anhebungen und Absenkungen von Frequenzen. Gibt es akustische Mittel wie Stellwände, ist es in jedem Fall sinnvoll diese zur Unterstützung miteinzubeziehen.
Ein ausgewogener Klang – egal ob Naturinstrument, Ensemble, Orchester, oder Verstärker – hängt immer mit dem optimalen Punkt der Reproduktion bzw. Wiedergabe zusammen. Das ist der Punkt, wo für mich ein ausgewogener, harmonischer Frequenzgang erscheint. Oft kann schon mit wirklich kleinen Veränderungen eine deutliche Verbesserung erzielt werden. Dies gilt für Bühne und Studio gleichermaßen. Hier ist eine klare Vorstellung und gute Kommunikation sehr hilfreich.
Mikrofonierung und Klangregie
Man sollte nie vergessen, dass die Abnahme eines Musikinstruments mithilfe eines Mikrofons immer auch eine elektroakustische Verzerrung der Realität darstellt. Es sollte also gut überlegt werden, wie das Instrument bzw. die Stimme, der künstlerischen Zielsetzung entsprechend, ‚verzerrt‘ klingen sollte. In der Praxis bedeutet das für mich beispielsweise, ein Orchester in der Reproduktion zwar möglichst realistisch klingen zu lassen, aber die einzelnen Instrumente dabei teilweise ruhig etwas plastischer darzustellen, als dies ohne tontechnische Verstärkung der Fall wäre. Vor allem Instrumente wie Harfe, Bässe oder Solisten können mit etwas mehr Plastizität durchaus in ihrem künstlerischen Ausdruck dazugewinnen.